Importierte Inflation: Definition, Ursachen und Maßnahmen

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Unter einer importierten Inflation verstehen Experten den Anstieg des Preisniveaus im Ausland mit einer Übertragung dieses Niveaus auf das Inland. Verschiedene Formen und Arten der importierten Inflation sind dabei bekannt.

Importierte Inflation: Definition und Ursachen

Führt der Anstieg des ausländischen Preisniveaus zu einem Anstieg des inländischen Preisniveaus, wird von einer importierten Inflation gesprochen. Doch diese Definition ist nicht selbsterklärend und kaum jemand weiß, wie explodierende Preise im Ausland zu einem Anstieg der Preise hierzulande führen können.

Vereinfacht gesagt: Eine importierte Inflation ist jede Inflation, die mit den Außenbeziehungen einer Volkswirtschaft zusammenhängt bzw. mit dieser zu tun hat. Verschiedene Kanäle stehen für die Inflation zur Verfügung, was in den komplexen Beziehungen der Außenwirtschaft liegt. Im engeren Sinne wird unter einer importierten Inflation die Übertragung der ausländischen auf die inländische Inflation verstanden.

Was sind die Ursachen für die importierte Inflation? (Video)

Auf der Suche nach den Ursachen für eine importierte Inflation zeigen sich drei Kanäle, über die die Inflation aus dem Ausland übertragen werden kann:

  1. durch direkte internationale Preiszusammenhänge
  2. durch eine Steigerung der Nachfrage, der durch höhere Außenbeiträge begründet ist
  3. durch eine Erhöhung der Geldmenge, wenn Zentralbanken am Devisenmarkt intervenieren

Interessant dabei ist, dass die importierte Inflation durch die Steigerung der Nachfrage besonders vielschichtig ist. Sie kann über mehrere Kanäle übertragen werden.

Steigt hingegen das Geldangebot, wird ein Einkommens- oder Liquiditätseffekt erzielt. Die monetär ausgelöste Inflation durch höhere Nachfrage wird im Ergebnis des erhöhten Geldangebots ausgelöst.

Video: Inflation – warum sie auch die nächsten Jahre hoch bleibt | mex

Welche Formen kennt die importierte Liquidität?

Bei der sogenannten „importierten Angebotsinflation“ wird das inländische Preisniveau nach oben gedrückt, weil sich die Kosten auf den Weltmärkten erhöht haben. Das kann zum Beispiel die Importpreise für verschiedene Rohstoffe betreffen. Bei der „importierten Nachfrageinflation“ hingegen steigt das inländische Preisniveau durch eine inflatorische Lücke. Diese entsteht durch ein Ungleichgewicht bei Experten und Importen, es wird von einem Leistungsbilanzüberschuss gesprochen. Der Anstieg des Geldangebotes kann zusätzlich auftreten, dies ist aber von den jeweils geltenden Wechselkursen abhängig.

Was bedeuten Wechselkurse und die importierte Inflation?

Die meisten Lehrbücher und Experten beziehen sich bei der Erklärung zur Importinflation auf die Krise, die durch den Ölpreis im Jahr 1970 ausgelöst worden ist. Vor allem auf Deutschland hatte das große Auswirkungen. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass damit das Ende des Wirtschaftswunders eingeläutet wurde, welches in Deutschland nach dem Krieg für erstaunliche Ergebnisse gesorgt hatte.

Das Wachstum der Wirtschaft schwächte sich beträchtlich ab, Inflation und Arbeitslosigkeit stiegen rasant an. Die Folgen, die sich als wirtschaftliche Probleme darstellen, sind ein gutes Beispiel für eine importierte Kosteninflation sowie für eine Angebotsinflation.

Um nun den Zusammenhang von Kosteninflation und Wechselkurs zu erklären, dient folgendes Rechenbeispiel:

Rohöl wird immer in US-Dollar gehandelt, wobei eine enge Beziehung zwischen einem Barrel Rohöl in US-Dollar und dem Preis dafür in Euro besteht. Als Ausgangssituation wird hier ein Preis von 40 US-Dollar für ein Barrel Rohöl genommen, der Wechselkurs liegt bei 1,2 US-Dollar pro Euro.

Der Preis je Barrel Öl beträgt aus inländischer Sicht 48 Euro, berechnet aus dem ausländischen Preis und dem Wechselkurs. Steigt nun durch die Inflation der Ölpreis auf 60 US-Dollar, ergeben sich hierzulande Preise von 72 Euro je Barrel.

Als Reaktion darauf erfolgt eine Aufwertung des Euro von 1,2 zu 1,3 US-Dollar. Der inländische Ölpreis liegt bei 78 Euro je Barrel. Erfolgt jedoch als Reaktion eine Abwertung des Euro auf 1,1 US-Dollar, liegen die Preise pro Barrel noch bei 66 Euro.

Im Ergebnis bedeutet das, dass die importierte Kosteninflation aus inländischer Sicht mit 78 Euro am höchsten war. Steigende Preise auf dem Weltmarkt sowie die wenig starke inländische Währung haben dazu geführt, dass es große Auswirkungen auf den Preis pro Barrel Rohöl gab. Bei einer starken inländischen Währung hingegen ist die Auswirkung nur wenig spürbar bzw. deutlich geringer.

Die Inflation hängt von den Wechselkursen ab. ( Foto : Adobe Stock – Stanislav )

Die Inflation hängt von den Wechselkursen ab. ( Foto : Adobe Stock – Stanislav )

 

Gefahren durch die importierte Inflation für das Inland

Welche Auswirkungen die steigenden Preise im Ausland auf die inländischen Preise und hier auch auf die Währung haben kann, ist nach dem vorgenannten Beispiel durchaus eine Betrachtung wert. Was ist also die Gefahr dahinter, wenn eine importierte Kosteninflation auftritt? Wichtig ist hierfür eine Berechnung des Anteils der importierten Kosteninflation an der gesamten Inflation, was nur unter Zuhilfenahme der Inflationsrate, der Importquote und der Veränderungen bei den Importpreisen möglich ist. Eurostat oder Destatis bieten die nötigen Zahlen dafür.

Beispiel für eine Gefahrenberechnung

Beträgt die Inflationsrate zum Beispiel vier Prozent und die Importquote 25 Prozent sowie die Steigerung der Importpreise 10 Prozent, kann mithilfe der Prozentrechnung errechnet werden, dass der Anteil der inländischen Inflation bei 37,5 Prozent liegt. Der Anteil der ausländischen Inflation hingegen liegt bei 62,5 Prozent. Dies zeigt, wie hoch die Bedeutung der importierten Kosteninflation an der Gesamtinflation ist.

Das Problem: Deutschland ist eine sogenannte offene Volkswirtschaft. Das heißt, dass die Unternehmen, auch wenn es sich um kleine und mittelständische Unternehmen handelt, oft auf dem internationalen Markt tätig sind. Einige davon sind sogar führend in der Welt, die Experte der deutschen Firmen sind stark gefragt. Die importierte Angebotsinflation ist daher wichtig, noch bedeutender ist aber die importierte Nachfrageinflation.

Deutschland setzt bereits seit den Zeiten, in denen noch die D-Mark die Währung war, auf eine strenge Stabilität des Preisniveaus. Inländische Preise sind daher oftmals niedriger gewesen als die im Ausland. Damit sollten Importe sinken, Exporte hingegen steigen. Bei einer Auslastung der inländischen Produktionskapazitäten aber müssen die Preise steigen, was zu einer Inflation führt. Soll das verhindert werden, müsste die Produktion, die die Nachfrage aus dem Inland decken soll, zugunsten der Produktion für den Expert geringer werden.

Video: Inflation weiter hoch – Gründe sind vielfältig

So kann die importierte Nachfrageinflation beendet werden

Gibt es Möglichkeiten, die importierte Nachfrageinflation zu beenden? Experten wissen, dass dies durch das Erreichen einer relativen Preisstabilität möglich sein soll. Exporte würden damit steigen. Diese Entwicklung ist auch aus Sicht der Beschäftigungspolitik positiv zu bewerten, denn mit höheren Preisen können Unternehmen auch höhere Gewinne erwirtschaften bzw. einen höheren Umsatz verbuchen.

Dies wiederum führt dazu, dass den Beschäftigten mehr Lohn ausgezahlt werden kann, den Unternehmen geht es gut. Die höheren Löhne sowie die weiter fortgeführten Preissteigerungen ziehen sich in andere Wirtschaftszweige, das gesamtwirtschaftliche Preisniveau steigt.

Wann die importierte Nachfrageinflation tatsächlich endet ist von den Wechselkursen abhängig. Unterschieden wird hier zwischen festen und flexiblen Wechselkursen, wobei feste Wechselkurse wie eine gemeinsame Währung gelten. Notenbanken sind dazu verpflichtet, Stützungskäufe am Devisenmarkt durchzuführen, um Ungleichgewichte aus der Welt zu schaffen. Eine Erhöhung der Geldmenge würde so zum Beispiel aus der Erhöhung des Exportüberschusses resultieren. Außenwirtschaftlich ergeben sich Ungleichgewichte, die Notenbank muss intervenieren.

Bei flexiblen Wechselkursen sind die Ungleichgewichte in der Außenwirtschaft länger andauernd, eine importierte Nachfrageinflation entsteht gar nicht erst. Wenn die Exportnachfrage steigt und die Suche nach den Ursachen beginnt, führt das zu einer Beobachtung der direkten Anpassungsprozesse, die auf dem Devisenmarkt stattfinden.

Die inländische Währung wird dann gegenüber der ausländischen Währung aufgewertet. Die Importe steigen wieder an, die Exporte hingegen sinken. Die außenwirtschaftlichen Ströme werden reguliert, es entsteht keine importierte Inflation. Außerdem lässt sich damit eine Trendwende der Inflation erzielen.

Geht es nun also um die Suche nach Möglichkeiten, wie die importierte Nachfrageinflation vermieden werden kann, führt kein Weg an einem flexiblen Wechselkurssystem vorbei, meinen die Wirtschaftsexperten. Und wie sieht es aktuell aus?

Derzeit ist die EZB stark gefragt, sie erhöhte in der jüngsten Vergangenheit bereits den Leitzins, um die Inflation zu verlangsamen, wenn sie schon nicht gänzlich aufgehalten werden kann. Lohn-Preis-Spiralen sollen damit verhindert werden. Der Erfolg ist aber fraglich, weil es sich im Grunde allein um eine importierte Energieinflation handelt.

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